Investieren in Startups: Crowdinvesting

Crowdinvesting bzw. Crowdfunding ist ein Thema, welches aktuell in vieler Munde ist und sich einer konstant wachsenden Beliebtheit erfreut. Täglich wächst der Kreis an interessierten Investoren, die diese Art des Investments für sich entdecken. Doch was ist eigentlich Crowdinvesting und wie funktioniert es? Was gibt es dabei als Startup zu beachten, das sich über Crowdfunding finanzieren möchte? Was muss man auf der anderen Seite als Crowdfunding-Investor beachten und mit welchen Strategien kann man dabei seine Rendite absichern oder vielleicht sogar steigern?

All diese Fragen beantwortet uns eine Expertin auf dem Gebiet – Kirsten Petzold, Corporate Communications Managerin der Crowdfunding Plattform Seedmatch.

Als erste Crowdfunding Plattform hat Seedmatch vor kurzem eine wissenschaftlich fundierte Untersuchung zur Renditeerwartung dieser Anlageform in Auftrag gegeben mit interessanten Ergebnissen unter anderem zur Profitabilität eines solchen Investments. Diese und weitere spannende Insider-Einblicke erhältst du nun im folgenden Interview mit


LI {Lady Invest}: Wie kann man Crowdfunding definieren und was macht es aus?

SM {Seedmatch}: Crowdfunding bedeutet generell, dass eine Vielzahl von Menschen – die Crowd – gemeinsam ein Projekt finanziell unterstützt. Das kann auf Spendenbasis für karitative Zwecke sein, dann nennt man es donation-based Crowdfunding. Häufig finanzieren auch junge Unternehmen ihre Produktentwicklung über die Crowd und bieten ihren Unterstützern als Gegenleistung das spätere Produkt an – das ist der Bereich des reward-based Crowdfundings. Wir bei Seedmatch hingegen bieten das sogenannte equity-based Crowdfunding bzw. Crowdinvesting an, d. h. bei uns investieren die Nutzer zum Zweck der Geldanlage in ein junges Unternehmen und profitieren von einer positiven Unternehmensentwicklung z. B. durch Bonuszinsen oder eine Beteiligung am Exit-Erlös, wenn das Unternehmen verkauft wird. Allen Formen des Crowdfundings gemeinsam ist jedoch, dass die Crowd wirklich Anteil am Produkt und am Unternehmen nimmt und mithelfen will, dass die Idee ein Erfolg wird.

LI: Worin unterscheidet sich Seedmatch von anderen Crowdfunding Plattformen?

SM: Crowdfunding-Plattformen lassen sich zum einen nach dem Crowdfunding-Modell (siehe Antwort auf die erste Frage) und zum anderen nach der thematischen bzw. Branchenausrichtung unterscheiden. Seedmatch ist eine Plattform, auf der Privatanleger zum Zweck der Geldanlage in Startups und junge Wachstumsunternehmen investieren. Die Seedmatch-Plattform zeichnet sich durch niedrige Ausfallquoten unter den Startups aufgrund eines umfangreichen Auswahlprozesses aus. Zudem konnten wir als erste Plattform in Deutschland die Rendite bei Investments in unsere Startups im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung belegen.

LI: Zu dieser Studie: Wie war die Untersuchung aufgestellt und welches waren, kurz gefasst, die wichtigsten Erkenntnisse daraus?

SM: Wir haben im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie gemeinsam mit der Universität Oldenburg untersucht, welche Rendite Crowdinvestoren bei einem Investment in die Seedmatch-Startups erwarten konnten. Dazu sind wir davon ausgegangen, dass ein fiktiver Investor den Mindestinvestmentbetrag von 250 Euro in alle Seedmatch-Startups der Jahre 2011 bis 2014 investiert und zum 31.12.2017 die Verträge mit allen Unternehmen gekündigt hat. Diese Annahmen tragen zum einen unserer Empfehlung, sein Portfolio breit zu diversifizieren, Rechnung; zum anderen lassen sie den Startups einige Jahre Zeit, sich zu entwickeln, bevor Bilanz über den Unternehmenserfolg und daraus folgend die Rendite für Crowdinvestoren gezogen wird. So haben wir ermittelt, dass der fiktive Investor unter Berücksichtigung dieser Kriterien eine Rendite von 15 % p. a. erzielt hätte. Dies belegt zum einen, dass sich Crowdinvesting lohnt – zum anderen aber auch, wie wichtig eine breite Diversifikation wirklich ist.

LI: Bei einem Crowdfunding-Projekt gibt es immer zwei Parteien – die Gründer bzw. Startups, die Kapital benötigen und die Investoren, die bereit sind ihr Geld in das jeweilige Startup zu stecken. Wie läuft üblicherweise der Prozess ab, bis ein Gründer bei euch gelistet wird?  Findet von euch eine Vorauswahl statt, welches Startup bzw. Unternehmen sich auf eurer Plattform aufstellen darf oder kann sich prinzipiell jedes Unternehmen listen lassen?

SM: Die Startups, die bei uns auf der Plattform ins Funding starten, haben zuvor einen umfangreichen Auswahlprozess durchlaufen. Im ersten Schritt bewerben sich die Unternehmen bei uns mit ihrem Pitchdeck. Hört sich das für uns spannend an und passen auch Unternehmensphase und Kapitalbedarf zu unserer Plattform, fordern wir weitere Unterlagen an, z. B. Businesspläne und Finanzkennzahlen. Außerdem treffen wir uns mit dem Gründerteam zu einem längeren Kennenlern-Meeting, denn wir wollen erfahren, wie die Menschen hinter dem Produkt ticken, welche Kompetenzen sie mitbringen und ob sie gern kommunizieren und damit “crowd-fähig” sind. Natürlich darf bei diesem Treffen auch ein Test des Produkts nicht fehlen. Zudem führen wir einen umfangreichen finanziellen und rechtlichen Due Diligence-Prozess durch. Am Ende schaffen es aufgrund der gründlichen Auswahl nur ca. 1 Prozent der Unternehmen, die sich bei uns bewerben, auch wirklich auf die Plattform.

LI: Wie unterstützt ihr diese Unternehmen im Prozess?

SM: Wir stellen den Unternehmen von Anfang an feste Ansprechpartner zur Seite, die das Startup bei allen vertraglichen Themen, bei der operativen Umsetzung der Kampagne und bei der Kampagnenkommunikation betreuen und unterstützen. In regelmäßigen Update-Calls besprechen wir die nächsten Schritte, brainstormen gemeinsam und beraten bei allen anstehenden Fragen. Dies gilt nicht nur in der Kampagnenvorbereitung, sondern während der gesamten Laufzeit. Und auch nach Kampagnenende sind wir bei allen Fragen rund um die Investorenkommunikation weiterhin für das Startup da.

LI: Auf der anderen Seite, worauf sollten Investoren bei der Crowdfinanzierung achten? Ab welchem Betrag kann ein interessierter Investor bei euren Crowdfunding Projekten einsteigen und wie ist der generelle Ablauf hier?

SM: Kleinanleger können bereits ab einem Mindestinvestment von 250 Euro bei Seedmatch in Startups investieren. Wichtig ist auch, dass im Gegensatz zu anderen Anlageformen keinerlei Nebenkosten des Investierens (z. B. Abschluss-, Depot- oder Tradinggebühren) entstehen. Je nach Modell, für das sich die Investoren entscheiden, profitieren sie entweder beim Venture Debt von einer festen Verzinsung von bis zu 9 % p. a. oder werden beim Seed Investment in Abhängigkeit ihres Investmentbetrags mit einer bestimmten Investmentquote am Erfolg des Unternehmens beteiligt und erhalten so etwa gewinnabhängige Bonuszinsen sowie Bonuszinsen bei einem Exit oder bei Kündigung des Investmentvertrags.

LI: Gibt es spezielle Tipps & Tricks, wie Investoren das Risiko bei solch einem Investment minimieren können oder bestenfalls ihre Rendite sogar steigern können? Welchen Betrag legt ein durchschnittlicher Investor bei euch an?

SM: Der durchschnittliche Seedmatch-Investor investiert bei uns knapp 2.000 Euro. Wir empfehlen, lieber kleinere Beträge in eine Vielzahl von Startups zu investieren, statt alles auf eine Karte zu setzen. Optimal ist es natürlich, wie in den Annahmen zu unserer wissenschaftlichen Studie jede Kampagne mit 250 Euro mitzufinanzieren. An je mehr Unternehmen man beteiligt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, ein Unternehmen dabei zu haben, das sich überdurchschnittlich positiv entwickelt und ein echter Renditebringer ist. Das wiegt dann auch Ausfälle anderer Startups auf. Diversifikation ist also der Schlüssel zum Erfolg – wie bei anderen Assetklassen und bei der übergreifenden Asset Allokation ja auch.

LI: Gibt es bereits Erfahrungswerte, wie die Erfolgsquote generell ist, dass ein Startup erfolgreich anläuft und sich das Invest rentiert? Über welchen Zeitraum sprechen wir dabei?

SM: Für unsere wissenschaftliche Studie mit der Universität Oldenburg haben wir die Startups der Jahre 2011 bis 2014 in vier Kategorien unterteilt: Die Top-Performer, die z. B. einen Exit hingelegt haben oder gewinnabhängige Bonuszinsen ausgezahlt haben (23 %); die Performer, die sich solide, jedoch nicht ganz so dynamisch entwickeln (37 %); die Wackelkandidaten, die von Insolvenz oder Liquidation bedroht sind (26 %) und die Ausfälle, bei denen Insolvenzverfahren bzw. Liquidation bereits abgeschlossen sind (14 %). Das ist übrigens eine sehr niedrige Ausfallquote im Vergleich zum Durchschnitt aller deutschen Startups – denn durchschnittlich gehen über 30 % aller jungen Unternehmen innerhalb der ersten Jahre pleite. Dass wir nur 14 % Ausfälle verzeichnen, ist unseren umfangreichen Auswahlmechanismen zu verdanken. Für die wissenschaftliche Untersuchung haben wir die Wackelkandidaten und Ausfälle übrigens mit einer Negativrendite eingepreist und konnten trotzdem dank der starken Entwicklung der anderen Unternehmen eine Gesamtrendite von 15 % p. a. ermitteln. Man sollte den jungen Unternehmen jedoch einige Jahre Zeit geben, um sich zu entwickeln – mindestens 3 bis 5 Jahre sind erforderlich, damit das Unternehmen wachsen und skalieren kann.

LI: Der Blog Lady Invest richtet sich natürlich im Besonderen auch an Frauen. Kannst du etwas zur Frauenquote sowohl bei den Gründerinnen als auch Investorinnen sagen?

SM: Die Frauenquote sowohl bei Gründerinnen als auch Investorinnen ist in den letzten Jahren leicht gestiegen, bewegt sich aber leider immer noch auf recht niedrigem Niveau. In nur 13 % aller Gründerteams bei Seedmatch war mindestens eine Frau vertreten. Dabei hat eine interne Analyse sogar gezeigt, dass Gründerteams mit Frauen im Crowdfunding erfolgreicher sind: Sie erreichen durchschnittlich um 24 % höhere Investmentbeträge und ihre Kampagnen sind schneller durchfinanziert. Anlegerseitig sieht es ähnlich aus: Derzeit sind rund 10 % aller Kleinanleger bei Seedmatch weiblich.

LI: Was denkst du, weshalb ist die Frauenquote relativ niedrig?

SM: Darüber kann ich nur mutmaßen, ich denke aber, dass es ein Mix aus verschiedenen Gründen ist. Startup-seitig wird zum einen besonders viel unter Absolventen der MINT-Fächer gegründet, wo Frauen noch in der Unterzahl sind. Auch denke ich, dass sich tendenziell immer noch mehr Frauen Gedanken um das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf machen – und gerade als Gründer eines Startups bereiten die Work-Life-Balance und damit auch das Thema Vereinbarkeit mitunter schon Schwierigkeiten. Was die Investorinnen angeht: Ich habe das Gefühl, dass immer mehr Frauen das Thema Geldanlage für sich entdecken, sich um ihre Finanzen kümmern und ein Vermögen aufbauen möchten. Im letzten Jahr sind zu diesem Thema viele Buchtitel und auch Artikel in Frauenzeitschriften erschienen. Ich denke also, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis der Frauenanteil beim Crowdinvesting steigt. Bei unserer Schwesterplattform Econeers, die auf Investments in nachhaltige Projekte fokussiert ist, spüren wir da schon einen leichten Trend.

LI: Gibt es etwas, das du dir wünschst für die Zukunft bei Seedmatch oder für das Crowdfunding allgemein?

SM: Ich persönlich wünsche mir, dass weiterhin viele Menschen mit tollen Ideen den Mut fassen, diese in die Tat umzusetzen und ein Unternehmen zu gründen, und dass sie dann starke Unterstützung – sowohl finanziell als auch ideell – von der Crowd erfahren. Es ist wichtig, den Gründergeist in Deutschland zu fördern, denn hierzulande gründen weniger Menschen als in vielen anderen Ländern – das zu ändern, daran wollen wir bei Seedmatch mitarbeiten.

Liebe Kirsten, vielen Dank für deine Zeit und die wertvollen Informationen rund um das Thema Crowdinvesting für meine Leser/innen.


Kirsten Petzold,
Corporate Communications Managerin bei Seedmatch

Mehr über Seedmatch erfährst du HIER.

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Alle Details zur umfangreichen Crowdfunding-Studie von Seedmatch erhältst du HIER.

2 Antworten auf “Investieren in Startups: Crowdinvesting”

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