Vor dem Nichts

Als ich das Buch von Andrea Ritter und Marion Schilcher durchblätterte, war ich begeistert – nicht, weil es die vermutlich schrecklichsten Jahre einer Frau schildert, sondern, weil endlich eine Frau darüber spricht, wie sie vor dem absoluten Nichts stand, von Altersarmut bedroht – und am Ende sogar ein Buch darüber schreibt.

Es ist ein Werk, das die Leserinnen aufrütteln soll und dies mit der schonungslosen Offenheit der Autorin auch tut. Gleichzeitig ist es jedoch auch ein Buch, das Motivation und Hoffnung schenkt und betroffenen Frauen zahlreiche handfeste Tipps liefert, wie Sie Vorkehrungen treffen oder in einer ähnlichen Situation handeln können.

Ich freue mich deshalb ganz besonders euch hier mein Interview mit der im Buch biografisch dargestellten Autorin Andrea Ritter vorstellen zu können. Es ist ihr Leben, an dem sie ihre Leserinnen als Mahnmal in aller Offenheit teilnehmen lässt.

Interview mit Andrea Ritter, Autorin des Buches „Ernteausfall. Verliebt. Vertraut. Verloren“

LI: Liebe Andrea, in Ihrem Buch hat mich ganz besonders der erste Teil berührt, in dem Sie schildern, wie Sie den Ablauf, der für Sie überraschenden Trennung von Ihrem Ex-Mann, erlebt haben. Ich denke, gemeinsam mit Ihnen eine solch unschöne Situation zu durchleben, ist sicher ein Weckruf für viele Frauen und ein Anreiz ihre eigene Situation zu hinterfragen.  Ist dies auch der Grund, aus dem Sie dieses Buch geschrieben haben oder was war Ihre Motivation dahinter?

AR: Für mich war die ganze Situation so skuril und außerhalb meiner Welt und Vorstellung, dass ich mir gedacht habe, das darf keiner anderen Frau so passieren. Ich weiß natürlich, dass es viele andere Frauen gibt, die komplett aus dem „Leben fallen“ oder eine wirklich unfaire Trennung durchleben. Aber ich habe so viel Kraft, Energie und meine ganze Persönlichkeit in dieses „gemeinsame“ Unternehmen und auch in die Familie gesteckt, dass für mich der tiefe Wunsch entstand, das darf nicht nochmal einer Frau passieren. Vor allem auch deshalb, weil Trennungen eines Unternehmerpaares mit gemeinsamer Familie unglaublich schwierig sind. Das war meine Motivation, warum wir dieses Buch geschrieben haben. Quasi als einen großen Weckruf für Frauen jeden Alters! Deshalb ist es mir auch so wichtig, dass das Buch „groß“ wird und eine gewisse Anzahl an Menschen, vor allem Frauen, erreicht.

 

LI: Wie kamen Sie zu der Idee, solch ein Buch zu veröffentlichen?

AR: Hm, ich habe ja Marion (Co-Autorin des Buches) ganz zufällig und in einem ganz anderen Kontext kennengelernt. Schon länger hatte ich zu diesem Zeitpunkt den großen Traum, meine Lebensgeschichte zu erzählen, um andere Menschen, vor allem Frauen wach zu rütteln. Aber da es für mich selbst bis heute einfach so unglaublich emotional und schmerzhaft ist, konnte ich selbst nicht darüber schreiben. Dann ging es plötzlich ganz schnell! Marion und ich haben den Entschluss gefasst, gemeinsam meine Geschichte zu erzählen. Knapp ein Jahr später, nach vielen Anstrengungen und langen Tagen, ist mein bzw. unser Buch „Ernteausfall“ nun endlich fertig.

 

LI: Können Sie kurz erklären, worum es in Ihrem Buch geht?

AR: In meinem Buch geht es darum, wie ich innerhalb von wenigen Stunden erlebe, dass ich ALLES verliere. Job, Berufung, Familie, Kinder, Haus, Heimat, Partner, soziales Netz und Umfeld – einfach alles – mein ganzes Leben! Meine Geschichte und mein Weg, als ich so tief in eine Depression falle und in Verzweiflung versinke. Wie ich mich aus dieser Situation wieder Schritt für Schritt, ganz langsam, herauskämpfe hinein in ein neues „zweites Leben“. Genau davon handelt mein „Lebenslesebuch“. Außerdem geht es darum, dass diese Altersarmutsfalle im aktuellen (auch politischen) Kontext brandgefährlich ist – vor allem für uns Frauen.

 

LI: So wie Sie plötzlich vor dem finanziellen Nichts standen, könnte es vielen Frauen ergehen. Und dennoch ist das Interesse der Mehrheit der Frauen nach wie vor eher gering dafür vorzubeugen. Was denken Sie, was sind die Gründe, dass die deutliche Mehrzahl der deutschen Frauen noch immer nicht daran arbeitet, rechtzeitig und ausreichend für das Alter vorzusorgen?

AR: Zum einen, weil wir Frauen einen Mann viel schneller lieben und vertrauen, in eine Partnerschaft investieren, als dies Männer in der Regel tun. Die andere Seite ist, dass wir Frauen in Deutschland immer noch akzeptieren, für die gleiche Leistung viel weniger Geld zu bekommen. Im Kontext dazu, die Erziehungszeiten & Co. zwischen Familie, Partnerschaft und Kinder zwar gut bewältigen, aber ohne darauf zu achten, wie das Ganze eigentlich finanziell aussieht – mit all seinen Konsequenzen.

Außerdem sollte man meiner Meinung nach darüber nachdenken, auch wenn dies komplett unrealistisch ist, dass Eheverträge per Gesetz vorgeschrieben sind, um beide Ehepartner gleichermaßen zu schützen. Wir Frauen haben das Thema einfach nicht auf dem Schirm! Wir vertrauen und glauben, das ist ausreichend. Selbst wenn ich heute mit top-ausgebildeten, jungen Frauen mit festen Partnern über das Thema spreche, dann bekomme ich immer wieder zu hören: „Das war doch schon immer so, dass Frauen dann bei Kindern zuhause bleiben und sich der Mann um das Geld kümmert“. Es muss meiner Meinung nach einfach sehr viel in der Gesellschaft passieren und ein Umbruch stattfinden. Das Rollenbild ist total veraltet. Darüber nachzudenken ist für Frauen einfach nicht populär, deswegen holt einen das Thema meist irgendwann ein. Auch werden die Zeiten der Kindererziehung meiner Ansicht nach viel zu wenig angerechnet und wertgeschätzt, schließlich erziehen diese wunderbaren Frauen ja die Generationen von morgen.

 

LI: Welcher Teil der verschiedenen Vorsorgeschritte ist Ihrer Meinung nach der wichtigste für eine Frau? Was sollte frau als Erstes angehen?

AR: Wir sollten von vornherein schon unseren Kindern bzw. Töchtern beibringen, dass sie für ihr Leben selbst verantwortlich sind und auch erfolgreich werden dürfen im Beruf. Vor allem dafür auch gleichberechtigt behandelt sowie bezahlt werden müssen. Wenn wir in die Partnerschaft mit jemanden gehen und uns dann entscheiden, den Rest des Lebens gemeinsam zu verbringen, also zu heiraten, dann muss es darum gehen, sich in allen Richtungen abzusichern. Darüber muss klar mit dem Partner gesprochen werden und es muss rechtlich abgesichert werden – zum Wohle beider Parteien. Ich möchte damit nicht den Eindruck erwecken, dass man seinem Partner nicht vertrauen oder erst gar nicht in eine Partnerschaft gehen soll – ich lebe inzwischen selbst wieder in einer glücklichen Partnerschaft – aber diesen Fehler, sich rechtlich nicht abzusichern, rate ich keinem. Es geht hier in erster Linie um Fairness und Augenhöhe!

 

LI: Wie sehen Sie im Nachhinein mit etwas Abstand diese einschneidenden Entwicklungen in Ihrem Leben? Würden Sie rückblickend etwas anders machen? Was wäre das?

AR: Im Nachhinein war es die furchtbarste und schlimmste Erfahrung, die ich bislang in meinem Leben machen musste. Ich habe dabei mein komplettes Urvertrauen in alles Erdenkliche verloren. Gleichzeitig bin ich heute aber auch dafür dankbar, weil ich dadurch einen riesigen Entwicklungsschritt machen durfte. Dieser Weg hat aber unglaublich viel Energie und Kraft gekostet. Ich habe für mich das Beste aus der Situation gemacht und bin deshalb inzwischen sehr sehr glücklich. Aber eben komplett ohne Altersversorgung!

Würde ich rückblickend etwas anders machen? Ja, definitiv. Die Schritte, die ich bereits in den Fragen zuvor wiedergegeben habe, genau die würde ich anders machen und das empfehle ich auch meinen Kindern. Mit dem heutigen Wissen würde ich beispielsweise viel eher das elterliche Unternehmen übernehmen, statt wie damals in das Unternehmen meines Partners einzuheiraten und dort einzusteigen. Ich würde mich generell viel mehr um mich selbst kümmern. Heute würde ich mich und mein Alter vertraglich absichern und nicht für viel zu wenig Geld im Unternehmen eines Mannes/ Partners mitarbeiten.

 


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LI: Nach der Trennung sind Sie in eine Depression gefallen, wie haben Sie es dort wieder herausgeschafft?

AR: So wie im Buch beschrieben, würde ich sagen ?. Ich stand anfangs da, komplett ohne Hilfe von außen. Suizidgefährdet, ratlos und nicht ansprechbar. Außer meiner eigenen Mutter hat sich eigentlich niemand mehr für mich interessiert. Ich wusste nicht mehr wohin, nicht mehr weiter und was ich machen soll. Bis ich mich aufgerappelt habe und mir irgendwann selbst Hilfe von außen gesucht habe durch ausgewählte Coaches. Ich habe stark an mir und meiner Persönlichkeit gearbeitet und bin dann Schritt für Schritt in meine eigene Selbststänidgkeit gestartet. Ich bin sehr froh, dass ich damals den Schritt gewagt und mir professionelle (gut bezahlte) Hilfe geholt habe, das würde ich jedem empfehlen, der in einer ähnlichen Lage ist.

 

LI: Was würden Sie Frauen raten, die sich aktuell in einer ähnlichen Situation befinden wie Sie damals direkt nach Ihrer Trennung?

AR: Bleibt in dem Haus, wo ihr seid. Nehmt euch sofort einen Rechtsanwalt und sucht euch direkt eine Begleitung, die euch zusätzlich beraten kann. So hart es klingt, aber versucht objektiv darüber nachzudenken und holt euch professionelle Hilfe – alleine ist das nahezu unstemmbar. Versucht gleichzeitig fair zu bleiben, soweit es geht. Schaut euch alles an, alle Zahlen, alle Fakten und versucht euch FAIR zu einigen. Ich begleite heute selbst genau solche Situationen und habe auch schon Trennungen begleiten dürfen, bei denen wir das genau so geschafft haben, dass man Miteinander eine gemeinsame Lösung findet – für die Familie, Kinder und sich selbst. Vor allem finanziell fair für beide Seiten und der nötigen Wertschätzung an die Frau und Mutter die sich ja auch um die Kinder gekümmert hat.

 

LI: Wie bestreiten Sie heute Ihren Lebensunterhalt und was tun Sie für Ihre Altersvorsorge?

AR: Ich bestreite heute meinen Lebensunterhalt mit meiner Selbstständigkeit als Unternehmensberaterin und Coach für Privatpersonen. Für meine Altersvorsorge tue ich aktuell noch fast gar nichts, arbeite aber über meine Selbstständigkeit stark darauf hin. Ich bin auf einem guten Weg, es belastet mich aber gleichzeitig auch sehr – da ich im Endeffekt aktuell noch keinerlei Altersvorsorge besitze. Ansonsten wird es – überspitzt gesagt – so laufen wie in meinem Buch geschrieben: „Wenn ich nicht mehr arbeiten kann, dann muss ich sterben. Weil ich mir alt sein nicht leisten kann.“ Es ist aber auch noch nicht so lange her, dass ich mit meinem eigenen Unternehmen gestartet bin. Anfang 2016 war dies der Fall, nachdem ich mich erstmal in vielerlei Hinsicht fortgebildet und auch erholt habe. Dafür läuft es für eine „One-Woman-Show“ nicht schlecht zum täglichen Leben, die Altersvorsorge ist aber kaum möglich und mir läuft die Zeit davon.

 

LI: Zusammenfassend, was können junge Frauen oder Frauen in der Hälfte ihres Lebens tun oder anders machen als Sie, um nicht in eine ähnliche Falle zu tappen?

AR: Alles, was hier bereits steht.  Auf sich selbst achten, einen gesunden Egoismus an den Tag legen. Sich beraten lassen und Verträge schließen. UND natürlich trotzdem einen Partner lieben und Kinder bekommen – wenn man das möchte. Wir Frauen müssen schnell lernen, uns selbst ein bisschen mehr in den Vordergrund zu rücken und nicht immer nur das Glück aller anderen Personen. Wenn es der Frau selbst gut geht, geht es den anderen wichtigen Personen im eigenen Leben auch gut, sage ich ganz gern.

 

LI: Ich danke Ihnen sehr für dieses Interview und wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrem Buch!

AR: Danke für die Möglichkeit, ihre Fragen zu beantworten – das hat mich sehr gefreut! Und natürlich danke für ihren Wunsch, dass mein Buch erfolgreich wird – das wünsche ich mir selbst auch sehr, damit möglichst wenige Frauen das Gleiche erleben müssen wie ich.

 

Anmerkung:

Andrea Ritter arbeitet mittlerweile als selbständige Unternehmensberaterin und Coachin. Ihre Website findest du hier. Sie berät Privatpersonen in vielfältigen Lebensfragen wie z.B. bei der persönliche Weiterentwicklung, Karriere-/Bewerbercoaching aber auch Depressionen, Burnout, Paarberatung, Familienaufstellungen und mehr. Unternehmen berät sie in den Themenbereichen Führungskräfte- und Personalentwicklung, Nachfolge und Personalmanagement – wo sie aus ihrer langjährigen eigenen Erfahrung schöpfen kann.

Weitere Links zu Andrea Ritter:

Andreas Website     |     Andrea Facebook     |     Buch-Website     |      Buch auf Amazon

Eine Antwort auf “Vor dem Nichts”

  1. Ein wertvoller Beitrag. Ich habe ihr Buch gelesen und auch wenn es oft so aussieht, als wäre man ja nie betroffen und als könne das einem selbst eh nicht passieren, weil die Liebe stärker ist – trotzdem muss man sich unabhängig machen. Seelisch und finanziell. Das interessante was dann passiert ist, dass die Beziehung neuen Aufwind bekommt, da die Abhängigkeiten weg sind. Darüber habe ich lange nachgedacht, nachdem ich von Ihnen den Anstoß bekam. Vielen Dank dafür!

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