Vermögensverwaltung für die Durchschnittsverdienerin

Du hast keine Lust oder Zeit dich selbst um die Verwaltung und Vermehrung deiner finanziellen Mittel zu kümmern, möchtest aber dennoch nicht darauf verzichten? Deine Finanzen sollen möglichst professionell verwaltet und dein Kapital erfolgreich investiert werden, damit du dein Ziel der finanziellen Unabhängigkeit erreichst? Bevor du jedoch deine Finanzverwaltung brach liegen lässt, weil du selbst es nicht in die Hand nehmen kannst, solltest du zumindest Unterstützung von außen in Anspruch nehmen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welche das sind und worauf du bei den verschiedenen Angeboten achten solltest, um für dich die beste Unterstützung zu finden, erklärt dir in diesem Beitrag die Fachexpertin Corinna Ruppel.

Eine eigene Vermögensverwaltung ohne auffallenden Reichtum? Ja, das geht! Was vorher nur unter den Großverdienern bekannt war, gibt es jetzt auch für die „Normalverdiener“. Ob automatische oder persönliche Finanzberatungen, das Angebot für den Mittelstand ist deutlich gewachsen und entwickelt sich stetig weiter. Sie sollen dir dazu verhelfen, dein gespartes Vermögen zu verwalten und schließlich zu vermehren. Welche Möglichkeiten es gibt und worauf du bei der Auswahl einer Beratung achten solltest, erfährst du in diesem Artikel.

Unterschied zwischen Anlageberater und Vermögensverwaltung

Die Begriffe sind nicht fest definiert.  Für diesen Artikel soll einmal folgender Unterschied gelten: Während ein Anlageberater dir ein bestimmtes Produkt verkaufen will, verwaltet der Vermögensverwalter dein Vermögen als Ganzes. Finanzberater werden entweder auf Honorarbasis durch dich oder von Provisionen der jeweiligen Fonds bezahlt. Der Vermögensverwalter wird üblicherweise immer durch dich bezahlt. Er kümmert sich um die laufende Bewirtschaftung deines Vermögens. Er tätig Käufe und Verkäufe für dich.

Verschiedene Varianten der Vermögensverwaltung

Im Folgenden möchten wir dir die wichtigsten und somit bekanntesten Möglichkeiten zur Verwaltung deines Vermögens vorstellen.

  • Der Robo Advisor

Die automatische Geldanlage durch Robo Advisor ist der neuste Trend. Du möchtest dein Geld gerne anlegen, hast aber weder die Zeit noch das Interesse dich in die Finanzwelt einzuarbeiten? Dann kann dir der Robo Advisor helfen. Als unabhängiger und emotionsloser Finanzberater wählt er deine Investition durch einen Algorithmus, also systematisch und automatisiert, aus. Zuvor musst du einige Fragen zu deinen Finanzen und deiner Risikobereitschaft beantworten. Der Robo Advisor schlägt dir anschließend ein Portfolio der Wertpapiere vor und übernimmt dann den Kauf und Verkauf für dich. Die Kosten richten sich üblicherweise nach deiner durchschnittlichen Anlagesumme.

  •  Der Bankmitarbeiter

Wie auch der Robo Advisor ermittelt der Bankberater zunächst das persönliche Profil des Kunden sowie seinen Anlagewunsch. Allerdings geschieht dies hier in einem persönlichen Gespräch. Das Ergebnis wird in Beratungsprotokollen festgehalten. Vorteil einer Beratung durch einen Bankmitarbeiter kann sein, dass du ihn schon über viele Jahre kennst und ihm Vertrauen entgegenbringst. Der Nachteil, der Bankmitarbeiter ist in seiner Beratung nicht wirklich frei. Tendenziell wird er dir Produkte aus dem eigenen Haus empfehlen. Und kostenlos ist das Ganze auch nicht. Im Innenverhältnis fließen Provisionen, diese sind beachtlich und bezahlt werden sie indirekt durch dich. Für ein ausgefallenes, kostengünstig verwaltetes Portfolio eignet sich die Bank vor Ort daher nicht.

  • Unabhängige Vermögensberater-Unternehmen

Mittlerweile gibt es nicht nur einzelne Personen, die eine unabhängige Vermögensberatung und -verwaltung anbieten, sondern ganze Unternehmen. Zum Teil haben sich diese sogar auf normalverdienende Personen spezialisiert. Unabhängig heißt in diesem Fall, dass sich die Unternehmen ganz auf deine Wünsche beziehen und dir die besten und günstigsten Produkte empfiehlt. Anders als der Bankmitarbeiter ist der unabhängige Vermögensverwalter nämlich nicht auf die Provision angewiesen: Seine Expertise wird mit einem Honorar beglichen, dass du bezahlst.

Bei der Verwaltung deiner Finanzen trifft das Unternehem auch die Anlageentscheidungen und betreut somit dein Vermögen umfassend. Kosten wird dich diese Variante der drei genannten Arten der Vermögensverwaltung wahrscheinlich am meisten. Allerdings kannst du hier auch auf die größte Expertise, ein auf dich zugeschnittenes Portfolio und eine persönliche Beratung setzen.

Woran erkenne ich eine gute und verlässliche Vermögensverwaltung?

Nun kommen wir zu dem wichtigsten Punkt: Woran erkannt man eine seriöse Vermögensverwaltung? Welche Kriterien verhelfen mir zu einer Entscheidung? Worauf muss ich insgesamt achten?

  •  Ausrichtung auf den Kunden

Das Wichtigste zuerst: Die Vermögensverwaltung, ob nun persönlich oder automatisch, sollte auf deine spezifischen Kundenwünsche angepasst werden. Es geht gar nicht so sehr darum, ob es sich bei der Auswahl um die besten Produkte handelt, sondern eher darum, ob du mit der Investition in diese deine persönlichen Ziele erreichen kannst. Bist du eher bereit, ein Risiko einzugehen, und hoffst dafür auf eine hohe Rendite? Oder möchtest du dein Geld lieber in kleinen Schritten, dafür aber sicher vermehren? All diese Punkte sollte deine Vermögensverwaltung berücksichtigen.

  • Zulassung

Die Bezeichnung eines Vermögensverwalters verfügt über keinen rechtlichen Schutz. Deswegen können sich auch nicht-regulierte Finanzdienstleister so nennen – also Vorsicht! Wer offiziell als Vermögensverwalter arbeitet, benötigt eine Zulassung durch die BaFin, die staatliche Finanzaufsicht. Achte also bei der Suche nach einem seriösen Vermögensverwalter auf die Genehmigung zur Finanzportfolioverwaltung.

  •  Berufliche Qualifikationen

Neben dem persönlichen Eindruck, den du von dem Vermögensverwalter hast, kommt es auch auf seine berufliche Qualifikation an. Was weißt du über seinen beruflichen Werdegang? Was war seine vorherige Arbeitsstelle? Handelt es sich um einen ausgebildeten Finanzanalysten? Letzteres kannst du an dem Titel CFA (Chartered Financial Analyst) oder CIIA (Certified International Investment Analyst) erkennen.

  •  Risiko Management

Ein guter Vermögensverwalter gibt im Normalfall keine Prognosen über den Markt ab. Die Zukunft kann eben nicht vorhergesagt werden und ein Experte sollte wissen, dass er sich mit falschen Prognosen schnell das Vertrauen seiner Klienten verspielt. Ein ehrlicher Umgang mit möglichen Risiken ist immer vertrauenserweckender. Vor allem sollte der Vermögensverwalter sich hier aber auch wieder deinen Vorstellungen des Risiko Managements anpassen.

  •  Kostentransparenz

Die auf dich zukommenden Kosten und Einnahmen transparent darzustellen ist nicht nur für eine vertrauenswürdige Beziehung zwischen dir und deinem Vermögensverwalter wichtig, sondern auch gesetzlich vorgeschrieben. Er sollte dich über alle Kick-Back-Vergütungen informieren und natürlich sein Honorar begründen können.

  •  Ausnahme: Robo Advisor

Da du mit dem Robo Advisor keinen Menschen dir gegenübersitzen hast, dessen Persönlichkeit und Expertise du einschätzen kannst, musst du bei ihnen auf andere Dinge achten. Als erstes ist es vielleicht ganz wichtig zu wissen, dass im Falle einer Insolvenz der doch recht jungen Robo Advisor Unternehmen dein Vermögen immer noch dir gehört. Da es zum sogenannten Sondervermögen gehört, fließt es nicht in die Insolvenzmasse mit ein.

Worauf kannst du nun bei der Auswahl eines guten Robo Advisors achten? Besonders hilfreich kann es sein, einen Blick in die Ergebnisse der Stiftung Warentest zu werfen. Diese untersuchte verschiedene Anbieter der Robo Advisor nach verschiedenen Kriterien und verglichen sie miteinander. Dennoch ist es wichtig, sich nicht nur auf die dargestellten Ergebnisse zu verlassen. Eine Kontrolle der Kostenstruktur ist sinnvoll. Die kann nämlich schwanken, je nachdem welche Anlagestrategie du folgst.

Was du selbst tun kannst und wo du Vorsicht genießen solltest

Noch einmal zusammengefasst: Es ist besonders wichtig, zwischen abhängigen und unabhängigen Vermögensverwaltern und -beratern zu unterscheiden. Unabhängige Experten richten sich eher nach dir, abhängige eher nach sich selbst. Je nachdem, welche Art von Vermögensverwaltung du auswählst, solltest du dich dementsprechend vorbereiten. Das bedeutet, viel zu recherchieren und zu lesen! So kannst du vor Ort die richtigen Fragen stellen, um herauszufinden, ob der Vermögensverwalter vertrauenswürdig ist.

  • Ablauf des Gesprächs

Während des Gesprächs weisen einige Indizien auf eine Seriosität hin. Werden die Produkte ausführlich beschrieben und erhältst du Informationsblätter? Ist das Gespräch sowohl „anlegergerecht“ als auch „anlagegerecht“? Stellt der Vermögensverwalter Fragen zu deiner Person und deiner Risikobereitschaft? Bietet er dir eine breite Auswahl einer Anlagestrategie?

Schlechte Vermögensverwalter werden dir empfehlen, eine größere Summe in nur ein einziges Produkt zu investieren. Er drängt dich zu einer schnellen Entscheidung und nimmt sich kaum Zeit für die Beratung, obwohl du noch keine Erfahrungen in dem Bereich der Wertpapiere hast. Achte besonders darauf, dass ein Beratungsprotokoll geführt wird und dies auch der Wahrheit entspricht!

  • Nachbereitung

Auch eine entsprechende Nachbereitung ist wichtig. Überprüfe die genannten Angebote noch einmal selbst. Es gibt verschiedene unabhängige Plattformen, die die Sicherheiten von bestimmten Fonds ausführlich darstellen, darunter auch Stiftung Warentest.

Außerdem solltest du aufmerksam werden, wenn dich der Vermögensverwalter bittet, den Vertrag gleich vor Ort zu unterschreiben. Das solltest du auf gar keinen Fall tun. Nimm den Vertrag mit nach Hause und lies ihn dir noch einmal in Ruhe durch, lasse ihn auch im Besten Fall noch einmal von einer anderen Person prüfen.

Fazit: So findest du deinen passenden Finanzverwalter

In dem vielfältigen Angebot von Vermögensverwaltern die richtige Alternative zu finden, ist nicht ganz einfach, aber lange nicht unmöglich. Mit der richtigen Vor- und Nachbereitung und einem guten Bauchgefühl findest du einen auf dich zugeschnittenen Vermögensverwalter! Und das Wichtigste: „Lass dir Zeit!“ Du verpasst nichts. Lieber dein Geld etwas länger auf dem Girokonto lassen, als eine übereilte Entscheidung zu treffen. Das kostet Geld!

Über die Autorin
Rechtsanwältin Corinna Ruppel, L.L.M. nutzt ihre Fachexpertise aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Kreditspezialist und Syndikusanwältin um Privatpersonen und Unternehmen in allen Fragen rund um Bank- und Kapitalmarktrecht zu beraten und zu vertreten. Dabei legt Sie besonderen Wert auf Transparenz und eine vertrauensvolle Basis dem Mandanten gegenüber. Corinna Ruppel studierte in Deutschland und den USA. Neben der deutschen Zulassung hat sie einen Master im amerikanischen Recht und war zwölf Jahre bei einem führenden deutschen Geldinstitut beschäftigt, bevor Sie sich 2013 mit CDR Legal als Anwältin in Rosenheim selbstständig machte.

Link zum Webauftritt: https://cdr-legal.de/

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