Dividendenwunder REITs

Wie ihr wisst, sind Aktien verbriefte Anteile an Unternehmen, welche typischerweise bestimmte Produkte oder Dienstleistungen auf dem Markt verkaufen. REITs, oder auch „Real Estate Investment Trusts“ sind börsengehandelte Aktien von Kapitalgesellschaften, die keine Produkte anbieten, sondern hauptsächlich in Immobilien investieren – also Immobilien besitzen und diese verwalten.

Da ich selbst bereits seit einiger Zeit plane, auch eine REIT Aktie (Immobilienaktie) in mein Portfolio mit aufzunehmen, habe ich mich hierzu mit jemandem ausgetauscht, der sich dabei gut auskennt. Er hat gerade ein erstes Buch über REITs verfasst mit dem Namen „REITs und Immobilienaktien verstehen“, in welchem er vor allem Einsteigern und fortgschrittenen Kleinanlegern einen guten und umfassenden Überblick über REITs verschafft. Um es interessieren Anlegern leichter zu machen, werden im Buch zusätzlich 73 verschiedene aktuelle REITs vorgestellt – mit den wichtigsten Infos und Kennzahlen zum jeweiligen Unternehmen auf einem eigenen Datenblatt.

Der Autor vom REITs-Atlas ist daher der ideale Gesprächspartner für mich und mein Interesse an Immobilienaktien. Im folgenden Interview mit ihm erfährst auch du mehr über die REITs, wie sie funktionieren, welche Vor- und Nachteile es bei dieser Anlageart gibt und warum sie speziell für Liebhaber hoher Dividenden äußerst interessant sind.

LI: Was sind REITs und wie funktionieren sie?

REITs sind „Real Estate Investment Trusts“, also in etwa mit „Immobilien-Aktien“ zu übersetzen. Im Grunde sind REITs ganz normale Aktien. Durch die Erfüllung bestimmter Bedingungen werden sie aber in vielen Ländern komplett von der Steuer befreit. Zu diesen Bedingungen zählt, dass ein REIT ausschließlich in Immobilien investiert und 90% seiner Mieteinnahmen als Dividenden ausschüttet. Durch die Verpflichtung zur Ausschüttung und die Steuerfreiheit zahlen REITs eine überdurchschnittlich hohe Dividende verglichen mit Aktien, die diese Privilegien nicht haben. REITs sind dadurch besonders geeignet für Anleger, die eine Dividendenstrategie aus einem passiven Einkommen verfolgen. 

LI: Welche Vorteile siehst du bei REITs im Vergleich zu Immobilien und zu klassischen Unternehmensaktien?

Direkt gehaltene Immobilien sind mit hohen Kosten und Kapitalaufwand verbunden. Für mich haben sie drei entscheidende Nachteile: Ein Kleinanleger kann nahezu nicht breit diversifizieren, Immobilien sind äußerst illiquide und man muss alle Arbeiten am Objekt (Renovierungen, Mietergespräche, Eigentümerversammlungen, etc.) selber managen.

Ein REIT löst alle diese Probleme, denn REITs-Aktien sind schon mit 25-EUR Sparplänen möglich und täglich über die Börse handelbar. Mit REITs kann man auf viele verschiedene Mieter, weltweite Regionen und unterschiedliche Branchen breit diversifizieren. Sämtliche Aufgaben rund um die Immobilie übernimmt ein professionelles Management, was durch die Größe und Bonität des REITs und seinem Netzwerk auch Zugang zu Immobilien ganz anderer Qualität hat.

Im Unterschied zu klassischen Aktien überwiegt ganz klar die hohe Dividende. Da die Dividende aus langlaufenden Mietverträgen stammt, sind die Einkommen eines REITs auch deutlich stabiler und planbarer, als bei Aktien, die von Konjunkturzyklen abhängen. 

LI: Gibt es auch Nachteile? Wie ist das Risiko bei REITs?

REITs haben durch den Immobilienschwerpunkt, in den sie investieren, natürlich die klassischen Risiken der Immobilien beinhaltet. Immobilienpreise können schwanken, Standorte unattraktiv werden oder durch Arbeitslosigkeit und demografischen Wandel in einer Region kann die Kaufkraft der Bevölkerung sinken. Aktuell haben z.B. Retail-REITs, die Shopping-Center und Malls betreiben damit zu kämpfen, dass die Kunden lieber bei Amazon bestellen, statt vor Ort zu kaufen. 

In der Finanzkrise 2008/09 haben REITs durch die Bank weg starke Kursverluste erlitten. Trotzdem gab es nur einen einzigen REIT, der Insolvenz anmelden musste. 

Gerade bei den Mortgage-REITs, die sehr hohe Dividenden auszahlen, sollten Anleger äußerst vorsichtig sein. Denn diese investieren nicht in „Beton“-Immobilien, sondern nur in Immobilien-Derivate, also „Papier“. Dieses Geschäftsmodell beinhaltet äußerst hohe Risiken bei Zinsänderungen. 

Canary Wharf in London, Besitz des REITs „Brookfield Properties“

LI: Worauf muss eine Person achten, die in REITs investieren möchte?

Die meisten und bekanntesten REITs stammen aus den USA. Ein Anleger hat also fast immer ein Währungsrisiko zu beachten.

Wichtig ist auch, dass REITs stark mit Anleihen konkurrieren. Da Anleihen in Zeiten von Niedrigzinsen kaum Rendite abwerfen, haben sich viele sicherheitsorientierte Anleger den REITs zugewandt. Sollten die Zinsen wieder steigen und die Anleihen attraktiver werden, so könnten sich dieser Prozess umkehren. 

LI: Wo und wie kann man REITs handeln?

Die größten und bekanntesten REITs kann man über deutsche Börsen erwerben. Die liquidesten Börsenplätze sind aber natürlich die USA. Wer über seinen Broker an internationalen Börsen handeln kann, sollte bei REITs keine Einschränkung finden.

Bei Sparplänen sieht das leider noch anders aus. Aktiensparpläne auf REITs sind in Deutschland bisher nur bei wenigen Banken und nur eine handvoll REITs möglich.

LI: Wie sind deine persönlichen Erfahrungen mit REITs, wie kamst du dazu und was reizt dich daran so, dass du dich darauf spezialisiert hast?

Ich bin auf REITs aufmerksam geworden, als vor einigen Jahren das Empire State Building als REIT gegründet wurde und an die Börse gebracht wurde. Leider bin ich damals nicht sofort eingestiegen, sondern erst später zu höheren Kursen. Bis heute fasziniert es mich, an berühmten Wolkenkratzern beteiligt zu sein und diese im Fernsehen zu erkennen. 

Intensiver mit REITs habe ich mich erst dann beschäftigt, als ich für mein Depot eine Einkommensstrategie verfolgt habe. Dabei habe ich meinen Fokus auf Aktien mit hoher Dividende gelegt. Bei hohen Dividenden kommt man um REITs nicht mehr herum.

LI: Da du es eben bereits erwähnt hast, weshalb sind REITs für Liebhaber hoher Dividenden besonders interessant?

Meiner Meinung nach sollten hohe Dividenden für jeden Anleger interessant sein. Eine hohe Rendite zu erhalten ist doch der Kern jeder Geldanlage oder?

Natürlich können Anleger auch Wachstumsaktien bevorzugen und eine regelmäßige Dividende gegen (ungewisse, aber gegebenenfalls höhere) Kursgewinne tauschen. 

Bei den REITs sind jedoch eher Value-Aktien, statt Growth-Aktien anzufinden. Höchstens in den Branchen Datacenter-REITs oder Funkturm-REITs kann man starke Kursgewinne und höhere Bewertungen wie bei Tech-Aktien beobachten. 

Man muss aber auch sagen, dass hohe Dividenden bei „normalen“ Aktien heutzutage überhaupt nicht mehr zu finden sind. In der Regel bedeutet eine hohe Dividende automatisch auch ein hohes Risiko. Bei REITs ist dies nicht der Fall, da die hohe Dividenden aus der Pflicht, Auszuschütten resultiert und keine Steuern auf Unternehmensebene anfallen. Einige REITs sind monatliche Zahler und deshalb besonders geeignet für alle Anleger, die ihre Geldanlage als passives Einkommen betrachten.

LI: Du hast auch kürzlich ein Buch zum Thema REITs veröffentlicht mit dem Titel „REITs und Immobilienaktien verstehen“. Um was geht es in diesem Buch zusammenfassend?

Das Buch „REITs und Immobilienaktien verstehen“ erklärt im Grunde in einfachen Worten, was REITs sind und wo ihre Chancen und Risiken liegen. Den Großteil des Buches nimmt aber die Vorstellung der Branchen und der einzelnen Firmen ein. Dabei zeige ich, was die einzelnen REITs genau machen, also wo ihre Immobilien liegen und was diese für Besonderheiten haben. Ein Beispiel sind Datacenter-REITs, die nicht nur die Rechenzentren sondern auch Internet-Knotenpunkte besitzen. Solche Knotenpunkte lassen sich von der Konkurrenz nahezu nicht nachbauen. 

Bei meinen Recherchen konnte ich viele versteckte REITs-Perlen finden, die in der Rubrik „Geheimtipp“ zu finden sind. Zum Beispiel ein REIT, der Filmstudios in Hollywood besitzt und an Disney vermietet oder ein REIT, der nur an Regierungsbehörden vermietet und dadurch besonders sicher ist. 

LI: Für wen ist dein Buch interessant bzw. hilfreich?

Zum Thema REITs gibt es bereits einige Bücher, die die Theorie der REITs behandeln. Als ich diese Bücher damals gelesen habe, konnte ich alle wichtigen Informationen finden, um REITs zu verstehen aber ich wusste immer noch nicht, in welchen REIT ich jetzt am besten investieren soll. 

In Videos und Artikeln waren außerdem immer wieder die gleichen Firmen genannt und es war sehr schwer zu erfahren, was diese Firmen nun genau machen.

Das Buch ist deshalb an Leser gerichtet, die durchaus schon ein wenig Vorkenntnisse über REITs und Aktien besitzen. Es soll aber einem Anleger dabei helfen, seine REITs besser zu verstehen, hinter ihre Fassade zu blicken um dann gut informiert und breit diversifiziert investieren zu können.

Vielen Dank für dieses spannende Gespräch und die hilfreichen Infos zu dem Thema Immobilienaktien!


Hinweise

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Risikohinweis: Die vorstellten Produkte sind riskant. Im Extremfall ist auch ein Totalverlust möglich.

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5 Antworten auf “Dividendenwunder REITs”

  1. Hi Dina,
    ich bin eben durch Zufall auf deinen Blog aufmerksam geworden und habe mir direkt den ersten Artikel durchgelesen. Ein offener und ehrlich Bericht zu REITS, der mir sehr gefällt. Ich bin selbst seit nun 5 Jahren selbst in drei investiert und habe bisher sowohl bei den Dividenden, als auch bei Kurssteigerungen nur positive Erfahrungen gemacht. Man sollte sich allerdings im Vorfeld schon mit dem Unternehmen auseinander setzen, damit man das Geschäftsmodell auch versteht.

    Ein schöner Blog, werde zukünftig öfters vorbeischauen 🙂

    Viele Grüße
    Chris

    1. Hallo Chris,

      lieben Dank für dein Feedback! Du hast absolut Recht, egal für welches Finanzprodukt man sich interessiert, man sollte sich vorab damit befassen. EInen schönen Abend dir!

  2. Hi,
    sehr schöne Übersicht zu REITs. Habe selber so Einige im Portfolio und denke, dass sie insbesondere für Income Investoren gut geeignet sein können. Real Estate Investment Trust verbinden mM nach das Beste aus zwei Welten: das solide Geschäftsmodell von Immobilien-Vermietung mit der Transparenz und schnellen/leichten Verfügbarkeit von Aktien.

    Werde auf jeden Fall mein REIT Anteil weiter ausbauen:-)
    Derzeit steht Brookfield Property Partners ganz oben auf der Liste, auch wenn die Partnership keine ganz klassiche REIT Struktur darstellt. Es gibt die Aktie auch als kanadischen REIT, aber ich bevorzuge da die L.P. wegen der kanadischen Quellensteuer.

    Viele Grüße,
    Susanne

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